Mein Freund, Karl Zenter, arbeitet
jetzt in einem großen Büro. Er bearbeitet dort am Telefon den
ganzen Tag Gespräche mit Kunden eines großen Konzerns. Manchmal
erzählt er mir von seinen interessanten Gesprächen und ich tue
dann so, als ob ich ihn belausche.
Alle Gespräche laufen nach
dem gleichen Muster ab. Ein Gesprächsleitfaden hilft ihm, die Gespräche
kurz und knapp zu halten. Denn an diesen Arbeitsplätzen geht es um
die Abwicklung vieler Gespräche. Aber jetzt tun wir einmal so, als
ob wir ihm zuhören..., gerade kommt ein Kunde in seine Leitung...
"Willkommen bei Schnellkauf!
Mein Name ist Karl Zenter! Was darf ich für Sie tun?"
"Also so geht das ja nicht! Meine
Schwester wollte einen leichten Schal zu Ihrem Kleid und nicht..."
"Gern helfe ich ihnen weiter,
bitte geben Sie mir ihre Kundennummer oder die ihrer Schwester!"
"Ich rufe für meine Schwester
an, da sie nicht so gut deutsch spricht. Aber der Schal ist ein Witz, das
darf doch nicht wahr sein, das ist doch kein Service. Schon einmal haben
sie einen falschen Schal zugeschickt. Zu einem Kleid wie diesem, das wir
bestellt haben, paßt doch dieser Schal nicht. Wir sind schließlich
gute Kunden..."
"Geben Sie mir bitte ihre Kundennummer
oder die ihrer Schwester!"
"Was wollen sie immer mit der
Kundennummer, der Schal den sie zugeschickt haben hat die Nummer 1254378?
Wir sind lange bei Ihnen gute Kunden und haben im Moment die Kundennummer
nicht!"
"Bitte, nennen sie mir dann als
erstes Ihren Familiennamen!"
"Gut ich buchstabiere: N... wie
Nordpol, Ü... wie ... Jetzt hat sie doch die Kundennummer gefunden
(Hintergrund: gib doch endlich mal her!) : 548 671 ...!"
"Einen Moment bitte, ich muß
erst wieder zurück! Jetzt bitte die Kundennummer!"
"548 671 38 ... wie ... ja ...
7, haben sie das jetzt endlich! Sie sehen meine Schwester ist eine gute
Kundin!..."
Was Karl sieht ist der Name und
die Anschrift. Ob die Schwester eine gute Kundin ist, wer weiß?
"Sagen sie mir bitte den Vornamen
und die Straße ihrer Schwester zum Vergleich!"
"Das können sie doch sicher
jetzt sehen, der Schal muß doch bei ihnen angezeigt werden. Sehen
sie den jetzt. Oder schauen sie doch im Katalog auf Seite 421, das sieht
doch ganz anders aus, das ist ein leichter Schal zu dem Kleid und nicht
so ein Wollding. Unmöglich, der paßt doch überhaupt nicht
zu dem Kleid. Was soll meine Schwester jetzt schon wieder mit dem falschen
Schal? Sehen sie, schon zweimal haben sie wieder den falschen Schal geschickt
..."
"Sagen sie mir bitte den Vornamen
und die Straße ihrer Schwester zum Vergleich!"
"Warum schicken sie immer ...
was wollen sie? Sie heißt Nürten und wohnt in der Dorfstraße
xx, in xxxx Oberhausen, Unterberg. Sie ist schon lange Kundin, sehen sie
sich das mal genau an, können sie das jetzt sehen, da ist auch der
Kühlschrank mit der Waschmaschine aus dem Februar oder März (Hintergrund,
wie, naja, dann eben aus Dezember, aber das ist ja jetzt egal), aber so
ein Schal ..."
"Nennen sie mir bitte die Bestellnummer
des Schals, damit ich einmal nachsehen kann, was ihnen geliefert wurde?"
"Zweimal haben sie das jetzt
schon falsch geschickt und dann bei so guten Kunden, das ist doch kein
Service. Schon meine Mutter ist Kundin bei ihnen, können sie das auch
sehen? ... und jetzt so ein Schal und dann auch noch mit Fransen, wo der
doch ganz leicht sein soll und einfach glatt sein muss ..."
Karl hört schon nicht mehr
auf den Redeschwall, der sowieso nicht abbricht, sondern er sieht sich
erstmal das gesamte Bestellaufkommen der letzten Zeit an: Ein Kleid und
ein Schal, allerdings zweimal an unterschiedlichen Tagen bestellt und zugesandt.
Das Kleid wird erst demnächst geliefert. Keine großen Auftragsvolumen
in der letzten Zeit bei den guten Kunden.
"Hat der Schal die Bestellnummer:
1245783?"
"Nein, die Bestellnummer, die
sie falsch geschickt haben ist 12... Was haben sie gesagt, wie soll die
Bestellnummer sein?"
"Hat der Schal, den sie bekommen
haben, die Bestellnummer: 1245783?"
"Nein, das ist eine ganz andere
Nummer! ... oder warten sie mal! Ja, das steht auf der Rechnung, aber das
ist nicht der Schal, den meine Schwester haben will. Sie haben jetzt schon
zweimal den falschen geliefert. So einen Wollschal braucht doch kein Mensch,
jetzt im Sommer und zu dem Kleid paßt der doch auch nicht. Was sollen
wir damit? ... und dann schicken sie uns noch die Rechnungen, sie glauben
doch nicht, daß wir die bezahlen. Wenn sie alles falsch machen, so
geht das doch nicht. Nach Ostern wollen wir in Urlaub in die Türkei,
da ist es doch schon warm. Sie will den leichten Schal, der auf Seite 421
oder 423 bei dem Kleid abgebildet ist, der hat die Bestellnummer 1245783.
Das müssen sie doch sehen!"
Jetzt geht es nur noch mit Katalog
weiter. Also Seite 421 oder 423 aufgeschlagen. Was meinen die eigentlich?
Auf Seite 423 steht tatsächlich die Bestellnummer des Schals, der
auf Seite 422 abgebildet ist: ein leichter Wollschal, mit Fransen. Also
welches Kleid will die Schwester eigentlich haben? Die Daten am Bildschirm
sagen eindeutig: das Kleid auf Seite 423. Zu dem Kleid wird ein leichter
Organzaschal aus demselben Material geliefert aus dem auch das Kleid ist.
Der Schal, den die Schwester wahrscheinlich meint, gehört also einfach
zum Kleid. Das ist sicher die Lösung.
"... Hallo, ... meint ihre Schwester
den Schal der mit dem Kleid auf Seite 423 abgebildet ist?"
"Ja klar, der hat die Nummer
1245783, sehen sie das jetzt endlich?"
"Ich sehe, daß der Schal
einfach zum Kleid gehört. Bitte sehen sie sich einmal die Beschreibung
an, die zu dem Kleid gehört. Die Beschreibung steht bei der Nummer
vier. Sehen sie das?"
"Wie? Der Schal hat garkeine
Nummer? Woher soll meine Schwester das wissen? Warum hat ihr das keiner
erklärt?"
"Ihre Schwester hat uns wahrscheinlich
bei der Bestellung jedesmal nur die Bestellnummern durchgegeben, könnte
das sein?"
"Ja, natürlich, sie wußte
das ja auch nicht. Kein Mensch kann das wissen. Gut dann ist ja alles klar.
Wann kommt das Kleid jetzt endlich? (Hintergrund: wieso läßt
du mich da anrufen? Kannst du nicht mal einen Katalog lesen, das ist doch
ganz einfach. ... und dann weiter auf türkisch oder einer ähnlich
klingenden Sprache) Ach so, ja, das Kleid kommt ja nächste Woche oder
so. Gut dann auf Wiedersehen. Tschö."
"Auf Wiedersehen und vielen Dank
für ihren Anruf"
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