...vor einiger Zeit bekam ich diese
Zeilen per Mail aus Bern:
Jetzt kann ich Dir einmal etwas
Amüsantes über uns Schweizer und unsere Mödelis (Gewohnheiten)
schicken! ;-) wünsche Dir viel Spass beim Lesen...
Danke Daniela
Willst Du demnächst in
die Schweiz? Willst Du vielleicht verstehen, was die Schweizer so sagen
und meinen?
Hier geht's los:
Allgemeines
Wenn die Welt untergeht,
heisst das noch lange nicht, dass das die Schweiz auch betrifft.
Ironie wird im Zweifelsfalle eher
nicht verstanden.
Sprache
Der 'Deutschschweizer Dialekt'
als Ganzes ist mit dem Hochdeutschen etwa so eng verwandt wie ostfriesisches
Platt mit der niederbayerischen Mundart.
Die Pflicht, sich im Auto anzuschnallen,
heisst Gurtenobligatorium.
Die Ständerlampe ist eine Stehlampe
und keine Genitalbeleuchtung.
Wenn Du die Schweiz besuchst: Bitte
sage zum 'Gipfeli' (Hörnchen, Croissant) nicht 'Kipfelchen'.
Lasse bleiben, was Du zu beherrschen
glaubst. Das klingt in Schweizer Ohren übel: Grützi, grüüzi
oder grüzzi. Bleibe einfach bei "Guten Tag" oder auch "Moin", bis
Dir jemand für Dein Grüäzi die Prüfung abgenommen hat.
Oder wende den Verschlucktrick an und sagen Sie -zi. Das machen auch viele
Schweizer so.
Ein Harass ist kein Schäferhund,
sondern eine Getränkekiste.
Wenn von einem Mödeli Anke
die Rede ist, so ist kein Mädchen namens Anke gemeint, sondern ein
Stück Butter.
Und wer Dich fragt, ob Du ein Zältli
möchtest, der will Dir keine kleine Campingausrüstung aufschwätzen,
sondern ein Bonbon anbieten.
Chriesi sind keine Krisen, sondern
Kirschen.
Bluffen (= gross angeben)
Bestelle in einer Kneipe
(Schpunte, Beiz, Chnelle) ein Tschumpeli Dohl. Das Risiko dürfte sich
lohnen. Wenn alles glatt läuft, bekommst Du ein Gläschen Rotwein
(Dôle).
La Grande Nation
Café, Restaurant,
Coiffeur (ja nicht Friseur), Trottoir, Billet, Jupe statt Rock, pressant
(statt in Eile), Apéro, Dessert, Sauce, Glacé, Radio statt
Rundfunk.
Gewöhne Dich an das leise Lächeln
des Schweizers, wenn Du Dich mit Städtenamen wie Vevey abmühst
(Es sei hier verraten: Wöwee). Wenn Du von Bulle über den Col
des Mosses fährst, denke bitte weder an einen Bullen noch an Moses.
Es heisst "Büll" und "Koll dee Moss", das kann doch nicht so schwierig
sein, nicht wahr.
Wenn Du in der Schweiz ein Müsli
bestellst, grinsen Deine Gastgeber in sich hinein, denn Du scheinst eine
kleine Maus verspeisen zu wollen. Die in der Schweiz von Dr. Bircher entwickelte
Frucht-Joghurt-Flockenmischung ist hierzulande nämlich ein Müesli.
Spargeln ist in der Schweiz kein
Verb (ich habe gespargelt), sondern schlicht die Mehrzahl von Spargel,
wie sie in Deutschland nicht existiert.
Heiterkeit
Zu Heiterkeit geben dem
Deutschen immer wieder hochdeutsche schweizerische Formulierungen wie 'Fehlbare
Automobilisten werden gebüsst' Anlass, oder schriftliche Warnungen
in Trams, dass Fahrgäste ohne Billet 50 Franken für die Umtriebe
zahlen müssen.
In der Schweiz löst man nicht
nur Wasser, sondern auch Billette an Billet-Automaten. Und man parkt und
grillt nicht, man parkiert und grilliert. Nur für den Fall, dass Du
mit Deinen Schweiz-Kenntnissen brillen möchtest ;-)
Telefonieren
Die putzigste Eigenart
des Schweizers beim Telefonieren: Wie kurz auch immer Dein Schweizer Telefonpartner
das Gespräch unterbrechen muss, er wird es mit diesen Worten wiederaufnehmen:
'Bist Du noch da?' Antworte mit einem schlichten 'Ja', und wundere Dich
nicht. Es ist nun einmal eine Redensart am Telefon, und die ironische Antwort
'Nein, Du hättest Dich gerade eben in Luft aufgelöst', würde
Deinen Gesprächspartner nur unnötig befremden. Wenn ein Engländer
Dich mit 'How do you do?' begrüsst, erklären Du ja auch nicht,
wie Du es am liebsten treibst.
Ebenfalls geht der Verabschiedung
- vor allem in Berner Regionen - immer ein gedehntes Aaauusoo voraus und
deutet somit an, dass der Gesprächspartner das Telefonat beenden möchte.
Wenn die Schweizer jemanden anrufen,
dann "machen" sie ein "Telefon": "I ha geschter no ä huufe Telefon
gmacht" (Ich habe gestern noch viele Anrufe getätigt). Wenn man jemanden
darauf hinweist, dass man sich wieder telefonisch meldet, wird ein "telefon
gegeben": "I gib dr de später no es telefon" (Ich ruf dich dann später
nochmals an).
Einkaufen
Für die Papiertüte
im Supermarkt musst Du 20 bis 50 Rappen bezahlen. Das ist kein hinterhältiger
Angriff auf Deinen Geldbeutel, sondern eine erzieherische Massnahme, um
die Wegwerfgesellschaft zu bekämpfen. Wenn Du also einen Schweizer
mit einer leeren Papiertüte antriffst, ist er vermutlich auf dem Weg
zum Einkauf.
Volkssport, Pünktlichkeit
Schweizer Volkssportarten:
Schwingen, Hornussen, Skifahren, Holzhacken, Abstimmungen ignorieren, Jassen
Über die Pünktlichkeit
der Schweizer wird zu Unrecht gelästert. Sie gehen damit viel lockerer
um, als Du glaubst. Wenn man Dich zu um 19.30 Uhr bestellt hat, kannst
Du durchaus eine Minute zu früh bis zwei Minuten zu spät kommen.
Das wird immer noch als passabel pünktlich empfunden.
Schweiz intim
Die Waschküchenbenutzung
in Mietwohnungen von Mehrfamilienhäusern: Verstösse gegen die
Waschküchenordnung werden in der Regel nicht im persönlichen
Gespräch, sondern durch das Aufhängen grossformatiger Botschaften
mit vielen Ausrufungszeichen an Türen, Waschmaschinen und Wasserhähnen
geahndet. Schon ein einziger nach Ablauf der eigenen Waschküchenbenutzungsfrist
liegengebliebener Socken hat in der Regel nicht nur eine Zurechtweisung
zur Folge, sondern auch die Erklärung, dass darum die Waschküche
unbenutzbar gewesen sei.
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