Grüße aus dem Jenseits
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Grüße aus dem Jenseits
Eines Abends ist es so weit, der Termin ist da. Was wird dort eigentlich geboten? Andrea sagt nur, wir dürfen es uns gönnen, zu Christine nach Flensburg zu fahren. Es geht um "Grüße aus dem Jenseits". Von Andrea haben wir schon einige gute Tipps bekommen. Also jetzt mal los, wir sind schon spät dran. Die Kinder und die Hunde bleiben allein im Haus, so lange wird es sicher nicht dauern. ES? WAS? Grüße aus dem Jenseits, was heißt das? Irgendetwas mit jemandem aus England, einem Medium (wie? was?) ... und interessant soll es sein. Claudia und ich haben beide das bestimmte Gefühl, da wollen wir hin, auch und gerade obwohl wir nicht wissen, was uns erwartet. Wissen wir es wirklich nicht?

Schon geraume Zeit gehen wir beide solchen bestimmten Gefühlen nach. Während unserer Ausbildung in Hypnose und Reinkarnation sowie in vielen weiteren Studien wurden wir an Grenzen geführt. Grenzen im Denken, die wir dann überschritten haben und siehe da, es fängt erst an. Kaum begannen wir Gedanken über Informationen aus anderen Leben zu trauen, ging es gleich weiter. Claudias Studien führten sie in eine Welt, deren Schlüssel einfache Karten sind. Meine tägliche Routine über Nichtrauchertrainings geht häufig viel weiter, an versteckte Ursachen für die Sucht. Oh, oh, wir wollen doch zu dem Termin bei Christine, lasst uns mal sehen, wie es weitergeht.

Wir erreichen zügig das Haus in Flensburg, ein kleines Haus, das ist der erste Eindruck. Sicher sind hier nur ein paar Leute. Die Tür ist offen, wir gehen hinein, die Treppe hoch, hier scheint man schon zu warten. Auf uns? Nein, allgemein auf "die Letzten". Heute scheinen wir das zu sein, denn die nette Dame, die uns empfängt, unterbricht ihr Gespräch und sagt: "So, jetzt fangen wir an! Da vorne rechts ist sicher noch irgendwo ein Platz."

Wir gehen rechts in einen kleinen Raum, der allerdings nur ein Teil eines größeren Raumes ist, der sich im Winkel dahinter anschließt. Unglaublich, wir sind die Letzten von ca. 30 bis 40 Personen. Von unserem Teil des Raumes können wir nur ahnen, wie es dahinten weitergeht. Wir setzen uns auf die letzten freien Plätze zusammen mit mehreren Personen, die vor dem Durchgang zu diesem kleinen Raum gewartet haben. Ist Andrea eigentlich auch da? Sehen können wir sie nicht. 

Es sind ganz unterschiedlich hohe Stühle und Sessel aufgestellt, alle finden ihren Sitzplatz, es ist nur noch ein Reserveplatz frei. Neben mir sitzt Claudia, allerdings irgendwie weit weg, da die Lehne ihres Sessels uns deutlich trennt. Vorne im großen Raum steht eine unscheinbare Frau, so der Typ, die Frau von nebenan, allerdings mit einem einnehmenden Lächeln. Und dann erscheint die Dame, die uns empfangen hat und es beginnt ohne das viele Worte zwischen der unscheinbaren Frau und der Dame gewechselt werden.

Jetzt stellt sich die nette Dame vom Eingang vor: Ich bin Christine und das ist Brenda. Und das, was Ihr heute hier erleben könnt ... Es kommen ein paar einleitende Erläuterungen. Brenda spricht Englisch. Christine übersetzt, wenn erforderlich. Wenn ich es richtig wahrgenommen habe, hat Brenda Anbindung an die geistige Welt. In dieser Welt warten einige (die einmal in unserer Welt gelebt haben) darauf mit den hier sitzenden Kontakt aufzunehmen. Brenda übergibt Nachrichten und die Angesprochenen möchten bitte klar antworten, ob eine Aussage zutrifft oder nicht. So etwas habe ich noch nicht erlebt. In irgendwelchen Filmen habe ich so etwas gesehen, doch meistens wurde es negativ, als Scharlatanerie dargestellt. 

Gibt es hier auch Leute, die geheime Verabredungen mit der Brenda haben? Wir kennen hier niemanden, es kann also alles Humbug sein, meine Alarmsysteme sind aktiviert. Brenda wendet sich jetzt an einen Mann, der direkt vor ihr sitzt. Sie soll ihm Grüße bestellen von einer Frau, die ... wie durch Watte oder Nebel nehme ich das Geschehen wahr. Der Mann scheint diese Frau tatsächlich gekannt zu haben. Brenda beschreibt die Frau sehr genau und sie richtet Grüße aus, die den Mann sehr zu erfreuen zu scheinen. Er strahlt über alle vier Backen (norddeutscher Ausdruck). Du kannst auch sagen, er strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Ist das wirklich gespielt, so ein Strahlen. Wenn ja, ist es ein wundervoller Schauspieler.

Weiter, die Zeit scheint zu drängen, in der geistigen Welt gibt es offensichtlich eine Warteschlange. Brenda wendet sich an eine Frau, die wir nicht sehen können, weil diese irgendwo dahinten um die Ecke sitzt. Eine Braunhaarige, wie Brenda sagt. Wieder teilt Brenda etwas mit, doch diesmal scheint es nicht zuzutreffen. Die Braunhaarige kann es nicht bestätigen. Doch jetzt passiert etwas, wahrscheinlich die Nachbarin der Braunen greift ein: "Mensch, klar, das ist doch dein damals früh verstorbener Onkel! Denk doch mal nach, der sieht doch auf dem Foto in deinem Wohnzimmer genauso aus, wie Brenda es beschreibt!" Auf einmal kommt die Braune in Schwung, jetzt kommen ihre Erinnerungen hoch. Jetzt versteht sie offensichtlich die Nachrichten. Sie scheint mit Tränen zu kämpfen, entnehme ich der gebrochenen Stimme.

Mir laufen Schauer über den Rücken. Claudia, neben mir ist ganz ruhig, in sich versunken. Irgendwie weit weg von mir. Ich habe das Gefühl, sie braucht leeren Raum um sich herum. Ein wenig rücke ich weg von ihr. Und jetzt passiert es, Brenda sieht direkt in unsere Richtung. Sieht sie Claudia oder mich an? "Hallo, ihr seid ein wundervolles Paar und werdet eine wundervolle Zeit miteinander haben. Es wird sehr spannend, was ihr erleben werdet." Wieso Paar, wie kann sie das sehen? Wir sitzen doch hier überhaupt nicht wie ein Paar. Und ein paar Jahre sind zwischen uns. ... und ... und 

Und jetzt bin ich dran. Sie bestellt mir Grüße von einer blonden Frau mit lockigem Haar und einem blauen Kleid mit großen weißen Kreisen. Das ist exakt die Beschreibung meiner jungen strahlenden Mutter auf einem Bild, das Kleid habe ich als Kind das letzte Mal gesehen. ... und woher will Brenda die Farbe wissen, denn das Bild ist doch schwarz-weiß, selbst wenn ihr jemand einen Tipp gegeben haben sollte, woher sollte jemand die Farbe das Kleides kennen? Dann ist da noch ein älterer Herr im grauen Anzug, mit kurzen Haaren und einem schalkhaften Lächeln. Eine exakte Beschreibung meines Großvaters, bei dem ich jeden Tag gelebt habe.

Und dann kommt ein strahlender Mann mit sich lichtendem dunklen Haar, der sich freut mit meiner Mutter endlich zusammen sein zu können. Das könnte mein Vater sein, den ich in meinem Leben nur ein paar Tage bewusst wahrgenommen habe. Als ich drei Jahre alt war, haben sich meine Eltern getrennt. Mein Vater lässt mir ausrichten, das ich auf seine Uhr aufpassen soll. Das haut mich jetzt um. Tatsächlich ist mein Vater vor ein paar Jahren verstorben. Über ein halbes Jahr später bekam ich einen Brief von einem Nachlassverwalter, der mich ausfindig gemacht hatte. Und die Uhr ist eines der wenigen Stücke, die ich aus diesem Nachlass behalten habe. Warum habe ich sie eigentlich an diesem Abend umgebunden? Normalerweise nehme ich die Uhr nur zu eigenen Seminaren mit, sonst trage ich sie einfach nicht.

Alle meine Kontakte aus der geistigen Welt sind sehr gut drauf und richten hilfreiche Worte an mich und über mich an Claudia. Es ist bei Ihnen so ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Die sind richtig glücklich und alle zusammen. Irgendwie bleibt mir die Spucke weg und Brenda scheint fertig zu sein. Sie dreht sich weg und kommt dann noch einmal mit ihrer Aufmerksamkeit zu mir. Plötzlich kommt da noch etwas, da drängelt sich noch ein Hund nach vorne, der mich unbedingt begrüßen will. Deutlich spüre ich die mein Gesicht ableckende Zunge von Hasso, dem Hund meiner frühesten Jugend. Ich schäme mich nicht der jetzt kommenden Tränen. Danke für diese guten hilfreich liebevollen Kontakte. Noch während ich diese Worte hier schreibe, spüre ich deutlich die Gegenwart aller Kontakte dieses Abends, die mich berührt haben. Doch das ist noch nicht alles, es kam noch mehr.

Jetzt wendet sich Brenda an ein anderes Paar, das ich wieder nicht sehen kann. Eine blonde Frau spricht sie an, ja die, die händchenhaltend mit ihrem Gefährten sitzt. Spontan denke ich an Andrea, doch wieso Partner, die haben sich doch gerade getrennt. Doch die Art nebeneinander zu sitzen? Und tatsächlich, jetzt höre ich Andreas Stimme, die antwortet. Beide sprechen direkt miteinander englisch. Und jetzt fragt Brenda so merkwürdig, ob die beiden überhaupt ein Paar sind. Brenda scheint mit ihren weiteren Informationen falsch zu liegen. Irgendwie kommt kein klarer Kontakt zustande. Fühlt sich die andere blonde Frau daneben angesprochen? Das ist jetzt Brendas Frage in den anderen Raum hinein. Doch in diesem Fall scheinen alle Kontaktversuche ins Leere zu laufen.

Erst viele Monate später erfahre ich, was dort vorging. Der Partner von Andrea hat sofort abgeblockt, als er merkte, das sie jetzt dran waren. Ist es so eine Blockade, die Kontakte verhindert? Möglich ist ja, das die sehr feinen Wahrnehmungen bei solchen Unterbrechungen sofort abreißen. Doch zurück zu dem Abend. Ich habe irgendwie Herausforderungen dem weiteren Geschehen aufmerksam zu folgen. Ich bin immer noch tief berührt und spüre an diesem Abend noch mehrfach die Zunge von Hasso im Gesicht. Alles andere an diesem Abend tritt zurück, es ist wie im Nebel. So als ob man nebenbei etwas im Fernsehen sieht.

Ich höre viel Zustimmung. Es kommen viele Menschen in Kontakt mit ehemaligen Weggefährten. Es gibt viel Erleichterung und ein große Menge von Übereinstimmung. Eine intensive Begegnung ist mir noch im Gedächtnis. Ein Mann bekommt Kontakt zu seiner verstorbenen Frau, die bei einem Unfall verstarb. Er war seinerzeit der Fahrer des Unglücksfahrzeuges und hat seitdem massive Schuldgefühle. Die Frau meldet sich und tröstet ihn. Ihr geht es sehr gut. Noch besser geht es ihr, wenn er einfach das Leben hier leicht und locker weiterführt, ohne immer an irgendeine Schuld zu denken. Denn sie wollte seinerzeit die Erde verlassen, für sie war die Zeit hier vorbei. Nach den erlösenden Botschaften bekommt er einen vollkommen anderen Gesichtsausdruck. Man sieht ihm seine Erleichterung an. Sicher ändert er seinen Alltag, er ist befreit. 

Dann ist der Abend auf einmal beendet, viel zu schnell für Claudia und mich. Wir haben hinterher noch Kontakt mit der Gastgeberin. Und siehe da, wir finden dort unsere neuen Seminarräume, die durch den Auszug eines Mieters am nächsten Tag frei werden. So hat sich der Abend in vielen Hinsichten gelohnt. Brenda ist ein wundervolles Medium und wir sind sicher beim nächsten mal dabei, wenn sie wieder da ist. Und so ganz nebenbei erfahren wir dann noch von weiteren Medien, die bei Christine zu Gast sind. Auch diese Möglichkeiten nutzen wir, jetzt in den neu entstandenen Seminarräumen mit viel Platz. Danke für diese Erfahrung. 
 

© Holger Jonas
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